Warum sammelt das DRK überhaupt Altkleider?
Wir betreiben die Altkleidersammlung aus zwei Gründen. Einerseits erhalten wir dadurch genug gut erhaltene Kleidung, um jährlich 1,2 Millionen benachteiligte Menschen damit versorgen zu können. Weitere Informationen zu unseren über 700 Kleiderkammern und Kleiderläden finden Sie in den Angeboten.
Andererseits generieren wir durch den Verkauf der Überschüsse freie Mittel für soziale Projekte. Das waren in 2013 rund 13,5 Millionen Euro, die wir in ehrenamtliche Projekte beispielsweise im Katastrophenschutz, im Jugendrotkreuz oder in der Altenhilfe investieren konnten. Diese Einnahmen sind eine wichtige Quelle zur Finanzierung unserer Arbeit.
Wie läuft die Sammlung konkret ab?
Die Sammlungsmodelle sind unterschiedlich: Wir haben bundesweit rund 25.000 Altkleidercontainer, es gibt Straßensammlungen, viele Menschen geben ihre gebrauchten Kleider aber auch in unsere rund 700 Kleiderkammern und Kleiderläden - oder in den Geschäftsstellen unserer über 500 Kreisverbände und rund 5.000 Ortsvereine ab.
Danach gibt es zwei unterschiedliche Verwertungsmodelle. Beim "Kleiderkammermodell" wird die Kleidung vom DRK sortiert - und die geeigneten Stücke in unsere Kleiderkammern und Kleiderläden weitergegeben. Die Überschüsse verkaufen wir an ein Verwertungsunternehmen.
Beim "Verwertermodell" wird der Inhalt des Containers komplett an ein Unternehmen verkauft. Die Textilien werden dann nach unterschiedlichen Qualitäten sortiert. Rund 10 Prozent sind Abfall, rund 35 Prozent sind nicht mehr als Kleidung zu tragen - und werden zu Dämmstoffen oder Putzlappen verarbeitet. Rund 55 Prozent sind als Kleidung noch tragbar - und werden von den Firmen als Secondhandware in unterschiedliche Länder exportiert und dort verkauft. Die Erlöse, die das Rote Kreuz damit erzielt, fließen in unsere satzungsgemäßen Aufgaben.
Beim "Verwertermodell" wird der Inhalt des Containers komplett an ein Unternehmen verkauft. Die Textilien werden dann nach unterschiedlichen Qualitäten sortiert. Rund 10 Prozent sind Abfall, rund 35 Prozent sind nicht mehr als Kleidung zu tragen - und werden zu Dämmstoffen oder Putzlappen verarbeitet. Rund 55 Prozent sind als Kleidung noch tragbar - und werden von den Firmen als Secondhandware in unterschiedliche Länder exportiert und dort verkauft. Die Erlöse, die das Rote Kreuz damit erzielt, fließen in unsere satzungsgemäßen Aufgaben.
In welche Länder exportieren die Verwertungsunternehmen?
Das DRK arbeitet bundesweit mit über 20 Verwertungsunternehmen zusammen. Die größeren davon sind EFIBA mit Sitz in Bassum, FWS in Bremen und Hotex Textilrecycling in Liebenscheid.
Die meisten Verwertungsunternehmen exportieren nach Afrika, nach West- und Osteuropa, in den Nahen Osten und nach Asien.
Der größte Verwertungspartner des DRK exportiert derzeit (Stand: Oktober 2012) rund 40 Prozent der Kleidung nach Afrika, jeweils rund 10 Prozent nach Osteuropa und Asien, es folgen - mit niedrigem Prozentanteil - Westeuropa, Naher Osten und Amerika. Diese Anteile sind von Verwerter zu Verwerter unterschiedlich.
Welcher Anteil an Kleidung kommt direkt Bedürftigen zugute?
Das DRK sammelt jährlich 90.000 bis 100.000 Tonnen Altkleider. Davon ist nur rund die Hälfte noch tragbare Kleidung, der Rest eignet sich nur noch als Rohstoff. 4.000 bis 5.000 Tonnen Kleidung geben wir direkt an bedürftige Menschen weiter. Bezogen auf die noch tragbare Kleidung sind das also rund 10 Prozent. Der Rest wird verkauft. Wichtig: Diese Zahlen bilden den Bundesdurchschnitt ab. Von Kreisverband zu Kreisverband gibt es beispielsweise bei den Verwertungsquoten teils erhebliche Abweichungen. Über die regionalen Zahlen informiert der jeweils zuständige Kreisverband.
In Deutschland versorgen wir jährlich rund 1,2 Millionen Menschen mit gut erhaltener Kleidung, Decken und Schuhen über unsere Kleiderkammern und Kleiderläden.
In den Wintermonaten gibt es zusätzliche mobile Dienste, wie die DRK-Kältebusse in Berlin, Hamburg und vielen anderen Städten. Sie bieten neben medizinischer Hilfe und heißen Getränken auch warme Kleidung, Decken und Schlafsäcke an.
Bei akuten Notlagen, wie Überschwemmungen oder Hauseinstürzen, kann der DRK-Katastrophenschutz Kleidung und Haustextilien für betroffene Familien zur Verfügung stellen. Beispielsweise wurden 2007 die Betroffenen des Hochwassers im Raum Forchheim und Bamberg mit Kleidung aus Rotkreuz-Kleiderläden versorgt.
Auch Flüchtlingslager und Notunterkünfte für Flüchtlinge werden bei Bedarf mit Altkleidern aus den Beständen des DRK ausgestattet. Dies war zuletzt in Köln und Unna-Massen der Fall.
Abseits von akuten Katastrophen organisieren einige unserer regionalen Verbände von Zeit zu Zeit Hilfsgütertransporte in ärmere Regionen, beispielsweise in die Ukraine (z.B. Kreisverband Ahrweiler) oder nach Weißrussland (Kreisverband Nordwestmecklenburg). Dann sind oft auch viele Kilogramm Altkleider an Bord, die vor Ort an Kleiderkammern und Obdachlosenheime verteilt werden.
Werden Altkleider für die internationale Katastrophenhilfe benötigt?
Nein. Altkleider in sehr weit entfernt gelegene Katastrophengebiete, beispielsweise nach Haiti oder Japan, zu fliegen ist logistisch und wirtschaftlich nicht sinnvoll.
Dort herrschen in der Regel ganz andere klimatische Verhältnisse als in Deutschland - und die Menschen haben ganz andere Kleidergrößen. Zudem muss es in solchen Situationen sehr schnell gehen und die Luftfrachtkosten würden in unangemessenem Verhältnis zum Wert der Hilfsgüter stehen.
Das Rote Kreuz geht daher einen anderen Weg - und kauft Kleider für Hilfebedürftige, wenn möglich, in einer dem Katastrophengebiet naheliegenden Region und unterstützt damit auch die regionale Wirtschaft.
Warum gehen die Kleider nicht als Spende nach Afrika?
Hilfslieferungen in ärmere Länder, die auf dem Landweg möglich sind, gibt es punktuell - wie zuvor beschrieben. Für afrikanische Länder funktioniert dieses Modell aber nicht, weil die Logistikkosten unangemessen hoch sind.
Um es anschaulich zu machen: Theoretisch müsste jeder Kleiderspender bereit sein, zu seinem gefüllten Altkleiderbeutel noch eine Geldspende für Sortierung und Transport zu leisten. Denn wir sind eine spendenfinanzierte Organisation. Aber auch im Sinne der Entwicklungshilfe ist es nicht sinnvoll, Armut im großen Stil durch Sachspenden bekämpfen zu wollen. Wie das DRK in Afrika hilft, lesen Sie auf unseren Weltweit-Seiten.
Sind Altkleider-Exporte nach Afrika als Handelsware vertretbar?
Wir haben uns im Rahmen unserer Transparenz-Initiative selbst die Frage gestellt, ob diese Exporte vertretbar sind - und haben zahlreiche seriöse Gutachten und Studien dazu gesichtet.
Das Ergebnis ist: Die Vorwürfe, Altkleiderexporte hätten die Textilindustrie in afrikanischen Ländern ruiniert, gelten heute als überholt. Altkleiderexporte sind nicht ursächlich dafür verantwortlich, dass es in Afrika kaum eigene Textilproduktion gibt.
Vielmehr gibt es ein ganzes Bündel an Ursachen: problematische Produktionsbedingungen, häufiger Stromausfall, unregelmäßige Wasserversorgung, keine Ersatzteile - aber auch die Streichung von Subventionen an die Textilbetriebe ab Anfang der 80er Jahre.
Weitere Informationen finden sich auch in der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Fraktion von Februar 2012. Darin heißt es, der Rückgang der lokalen Produktion sei zum Teil auch auf "wirtschaftliche und handelspolitische Probleme des jeweiligen Entwicklungslandes" zurückzuführen. Dazu zählten unter anderem "mangelnde Produktivität von Betrieben", staatliche Eingriffe und Wettbewerbsverzerrungen durch Importzölle.
Bereits seit den 1970er Jahren hat sich weltweit die Textilindustrie nach Asien verlagert. Dabei sind nicht nur in Europa viele Produktionsstätten und Arbeitsplätze verloren gegangen, sondern auch in Afrika. Die große Nachfrage in Afrika wurde durch Importe von Neukleidung aus Asien, aber besonders auch durch Secondhand-Kleidung ersetzt.
Die Secondhand-Kleidung wird in afrikanischen Ländern aufgrund der guten Qualität und der günstigen Preise sehr geschätzt.
Gleichzeitig sind in Afrika durch die Weiterverarbeitung von gebrauchten Kleidern auch neue Arbeitsplätze entstanden, da eine große Anzahl von Menschen vom Handel oder dem Umarbeiten dieser Kleidung lebt.
Darüber hinaus sollte man beim Thema Altkleiderexporte auch den Umweltaspekt berücksichtigen. Es ist besser, den Kleidern ein zweites Leben zu geben, als sie auf den Müll zu werfen und unter Verbrauch wichtiger Rohstoffe ständig neue Kleider zu produzieren.
Wie bewerten Sie die zunehmende Konkurrenz durch Kommunen?
Wir spüren an unseren abnehmenden Sammlungsmengen bereits deutlich die zunehmende Konkurrenz durch die Kommunen. Natürlich betrachten wir diese Entwicklung mit Sorge, denn wenn unsere Einnahmen zurückgehen, müssen wir auch bei unseren sozialen Projekten sparen.
Bei den Kommunen ist auch die Frage: Was machen sie mit den Altkleidern? Wir können sicherstellen, dass ein Großteil der von uns gesammelten Kleidung nicht in der Müllverbrennung landet, sondern als Secondhandware ein zweites Leben bekommt. Und darüber hinaus können wir mit den Verkaufserlösen soziale Projekte finanzieren. Wohin das Geld und die Altkleider bei den Kommunen gehen, darüber kann man im Moment nur spekulieren.
Wie bewerten Sie die zunehmende Zahl illegal aufgestellter Container?
Wir wissen, dass immer mehr Container illegal aufgestellt werden - und diese Entwicklung betrachten wir mit Sorge. Denn natürlich wirkt sich das negativ auf unsere Sammlungsmengen aus.
Wir appellieren daher an Kleiderspender, nur an bekannte und seriöse Organisationen zu spenden, die sich mit Namen und Adresse zu erkennen geben und dort auch erreichbar sind. Und wir appellieren an die Kommunen, dem Wildwuchs Einhalt zu gebieten.